Wir warten noch einige Minuten, aber es rührt sich nichts. Zeitweise gesellen sich noch einige andere zu uns, die wohl mit den selben Intentionen wie wir hier her gekommen waren. Die einhellig gemurmelte Meinung: Es gibt wohl bei dieser Witterung keine Führungen. Schade.
Resignierend starten wir eine Umrundung des Geländes von außen. Wenn wir schon nicht herein dürfen, wollen wir doch wenigstens sehen, ob sich von außen nicht doch etwas interessantes erspähen lässt. Tatsächlich bieten sich einige fabelhafte Anblicke der Radome und des uns zu Füßen liegenden und etwas vernebelten Berlins.
Nachdem unsere Umrundung fast abgeschlossen und wir wieder nahe des Eingangs sind, hören und sehen wir doch noch jemandem auf dem Gelände. Ein Hoffnungsschimmer! Und tatsächlich: Als wir am Tor angelangen ist es offen und das Häuschen dahinter besetzt. Die Person, die heraustritt, möchte uns überreden für nur 5 Euro (Studentenpreis) den „coolsten Ort Berlins“ zu besichtigen. Erst noch für einen Besuch des Geländes zu werben erscheint mir etwas absurd, da man ja vermutlich nicht zufällig hier oben, auf dem zweithöchsten Berg Berlins, vorbei kommt. Uns jedenfalls braucht er nicht erst überzeugen, wir waren ja extra dafür gekommen.
Wider Erwarten gibt es aber keine Führung, sondern wir sollen einfach der roten Linie folgen um zum Hauptgebäude zu kommen. Die historische Führung wäre erst um 13:30 Uhr, aber ob die eigentlich auch unter Woche stattfindet wüsste er auch nicht so genau. Schade, aber besser als nur von außen angucken alle mal!
Auf dem Weg der roten Linie wird deutlich, dass dieses Gelände in den vergangenen Jahren von einem Künstlerkollektiv bewohnt und genutzt wurde. Es gibt keine Mauer die nicht mit schönen, schrägen, verstörenden oder gruseligen Bildern bemalt ist.
Auch das „Innere“ des Hauptgebäudes ist lückenlos bemalt und teilweise seltsam eingerichtet. Es fällt auf, dass auch im unteren Bereich des Gebäudes die Wände fehlen, obwohl diese sicher nicht wie bei den Radomen auf dem Dach aus stoffartigem Material bestanden. Wie uns der freundliche Mann vom Eingang später erzählt, sollten in dem Gebäude einmal Wohnungen eingerichtet werden, und zu diesem Zweck wurde zumindest das asbesthaltige Material entfernt – unter anderem eben die Wände.
Auf dem Dach angekommen erwartet uns ein Anblick des Verfalls. Die beiden kleineren, tiefen Radome sind leider im unteren Bereich komplett entkleidet und sehr viel liebloser bemalt als manch anderer Ort des Geländes. Natürlich begeben wir uns trotzdem einmal herein.
Und wenn man drüber nachdenkt ist das total klar, aber für mich überraschend kam die Akustik im Inneren eines solchen Radoms: Jeder Schritt hallt wie eine Gewehrschuss über weite Wiesen, jedes Wort wird so oft zurück geworfen, dass jegliche Unterhaltung höchstens im Flüsterton stattfinden kann. In diesen kleineren Radomen mit Stoffbespannung ist der Effekt noch nicht so stark ausgeprägt, wie im nächsten Ziel: Der obersten Kuppel. Der, die man schon von weit her sieht und die auf dem runden Podest mit noch mehr zerrissenen Planen den charakteristischen Anblick der Berlin Field Station ausmacht.
Dieses sehr viel größere Radom ist mit festem Material verkleidet und daher keineswegs verfallen. Allerdings heißt das auch, dass es da oben nicht so viel Licht oder Ausblickspunkte gibt. Dafür ist die Akustik um so eindrucksvoller.
Leider ist damit (fast im wahrsten Sinne des Wortes) das Ende der Fahnenstange erreicht. Alles in allem zwar ein lohnenswerter Besuch, der aber mit der historischen Führung sicherlich noch interessanter gewesen wäre. Vielleicht hätte ich zur Vorbereitung auch noch einmal den Vortrag zur Field Station Berlin des 31C3 wiederholen sollen, aber in jedem Fall finde ich es schön diesen historischen Ort mal persönlich besichtigt zu haben.
Ich kann nun auch gut diejenigen (wie z.B. den bereits vorhin genannten Verein) verstehen, die sich für einen Denkmalschutz des Geländes einsetzen. So schön die Malereien teilweise auch sind, so ärgerlich sind sie andererorts. Und in jedem Fall verfallen die Gebäude weiter und weiter. Dem Gebäude wieder Wände zu schenken, die Radome zu flicken und vielleicht einige Infotafeln aufzustellen, die über die früheren Aktivitäten an dieser Stelle informieren, halte ich für sehr erstrebenswert. Zumindest müsste man dann vielleicht keinen Haftungsausschluss unterschreiben, bevor man das Gelände, das offiziell eine Baustelle ist, betreten darf…
Habe ich mal erwähnt, wie lustig ich die Angabe von Steigungen in Prozent finde? Ich frage mich dann immer, ob man von Nicht-Mathematikern wirklich erwarten kann, dass sie dafür ein Gefühl haben, oder ob es einfach eine Art der Interpretation dieser Angaben gibt, die sich mir nicht erschließt. ↩