Jan-Philipp Litza

Corona-KiTa

Kurz nach Ende der Herbstferien hier in Bremen bekamen wir am Abend des 3.11. einen Anruf von der Leitung unserer KiTa: Es gab einen positiven Test auf SARS-CoV-2 in der Einrichtung.

Vorweg: Es geht uns allen gut, niemand aus der Familie hat sich angesteckt.

Schutzmaßnahmen?

Bereits beim ersten Elternabend vor einigen Wochen wurde das Schutzkonzept der Einrichtung erklärt: Man werde gezwungen, Kohorten mit maximal 60 Kindern zu bilden. Das seien nun sinnvollerweise genau die drei Kindergartengruppen, die sich z.B. im Außengelände weiterhin durchmischen dürften. Die eine Krippengruppe sei "außen vor" und dürfe deswegen nur getrennt von den anderen nach draußen und in Gemeinschaftsräume. Gleich hinterher kam aber die Einschränkung: Die Trennung sei nicht perfekt (gemeinsamer Eingang, gemeinsame Flure) und es gäbe ja eh Geschwisterkinder in unterschiedlichen Kohorten, sodass bei einer Infektion so oder so die ganze Einrichtung geschlossen würde.

So kam es dann also auch. Meine Frau und ich hatten im Vorfeld schon eine Risikobewertung gemacht, welche Art von Infektion (Betreung oder Kind im Kindergarten, Kind in der Krippe, Bertreuerin in der Krippe) wie gefährlich für uns wäre und welche Maßnahmen wir dann in der Familie treffen könnten. Leider stammte dieser Plan noch aus meiner Elternzeit, die ausgerechnet am 4.11. endete, sodass "ich pass auf das potentiell infizierte Kind auf, du auf das andere" nicht mehr so einfach möglich war.

Außerdem hatten wir eine offensichtlich falsche Annahme zugrunde gelegt: Dass wir erfahren würden, welche Art der Infektion vorliegt. Denn das wurde uns in dem Telefonat leider auch auf Nachfrage nicht verraten, mit Verweis auf die oben schon genannten Argumente für eine Schließung der ganzen Einrichtung. Dabei wurde inzwischen sogar das Bringen und Abholen auf die einzelnen Gruppeneingänge verlegt, sodass eins der Argumente sogar hinfällig war.

Wir wussten also eigentlich gar nichts, außer dass die KiTa erst mal auf unbestimmte Zeit zu bleibt. So hatten wir uns meinen Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag nicht vorgestellt, aber da ich im Homeoffice arbeite war die Betreuung zu Hause zum Glück machbar. Allerdings entschieden wir uns wegen dieser veränderten Situation und weil es viel wahrscheinlicher war, dass die Infektion im Kindergarten war, gegen familieninterne Isolationen.

Quarantäne?

Eine Woche später, am 10.11., kam der zweite Anruf von der Leitung. Neben der Frage, wie es denn zu Hause laufe, kam die überraschende Nachricht, dass es inzwischen noch weitere positive Tests gegeben habe, sowohl im Kindergarten als auch in der Krippe. Und man solle uns an die Quarantäneregeln erinnern, auch wenn man selbst keine Quarantäne aussprechen dürfte. Aber unser Kind müsste eigentlich in Quarantäne. Wohlgemerkt: Nur das Kind, nicht der ganze Haushalt.

Das ist natürlich über eine Woche nach der potentiellen Infektion eine etwas späte Information. Wir haben zwar eh alle wenig Kontakte im Moment, aber das Grundstück verlassen tun wir schon noch manchmal.

Zugleich wurden wir auf die Möglichkeit hingewiesen, unser Kind testen zu lassen. Wir entschieden uns dagegen, da wir ihm den Abstrich und uns das Risiko, uns beim Test doch noch zu infizieren, nicht antun wollten. Außerdem sahen wir wenig Sinn in diesem Test, da die Quarantäne eh noch bis zum 17.11. dauern würde. Selbst unser familieninternes Verhalten brauchten wir nun nicht mehr anzupassen: Wenn, dann waren wir anderen eh schon infiziert.

Am nächsten Tag, dem 11.11., kam dann auch mal ein Brief von KiTa Bremen, dem ein Brief des Gesundheitsamtes beigefügt war. Neben Verhaltenshinweisen (nachdem die Hälfte der Quarantäne schon um war!) wurde hier erneut die Möglichkeit zur Testung mitgeteilt, allerdings jetzt eher als Bitte denn als Möglichkeit.

Test?

Deswegen haben wir uns am 12.11. dann doch für einen Test entschieden. Der wurde sehr unkompliziert in der komplett leeren Corona-Ambulanz in der Messehalle 5 durchgeführt.

Es wirkt etwas beängstigend, wenn man in steriler Atmosphäre von Checkpoint zu Checkpoint vorbei an zig auf Abstand gestellten Wartestühlen geschickt wird, um sich dann jedes Mal erneut die Hände zu desinfizieren. Das Personal, egal ob das medizinische oder die Soldaten zur Verwaltung, war freundlich und vorsichtig, und jeder Stuhl und Tisch wurde nach uns desinfiziert. Die Gefahr, sich dort zu infizieren, war wohl zumindest in dieser Situation quasi inexistent.

Auch unser anders Argument gegen einen Test wurde entkräftet, denn es wurde nur ein Rachenabstrich genommen, keiner durch die Nase. Besser also als meine Befürchtung, ich müsste den Abstrich selbst vornehmen, war garantiert völlig in die Hose gegangen wäre. Aber da die Gegenwehr des Kindes sich sehr in Grenzen hielt frage ich mich trotzdem, ob der Abstrich wohl ordentlich durchgeführt wurde.

Neben dem QR-Code für die CoronaWarnApp bekamen wir außerdem noch Infozettel mit weitergehenden Verhaltensweisen. Auch der darauf enthaltene Hinweis, jeglichen Müll über den Restmüll zu entsorgen, kam etwas spät, da wir natürlich gerade zuvor schon Altpapier und Verpackungsmüll regulär haben abholen lassen. Selbst wenn er rechtzeitig gekommen wäre, hätten wir dann aber plötzlich eine vielfach so große Menge an Restmüll gehabt – wie funktioniert das in der Praxis?

Negativ!

Nach nur etwa 24 Stunden vibrierte am 13.11. mein Handy: "Es gibt Neuigkeiten von der CoronaWarnApp!"

Unsere Risikoeinschätzung war wohl richtig, denn der Test war negativ. 10 Tage nach dem letztmöglichen Kontakt mit einer infizierten Person ist das wohl auch ein recht sicheres Ergebnis – falls der Abstrich richtig genommen wurde.

Alleine für diese Erleichterung hat sich der Test vermutlich gelohnt. Viel mehr bringt er aber tatsächlich auch nicht: Die Quarantäne ist trotzdem bis zum 17.11. angeordnet, und die KiTa ist auch eh so lange noch geschlossen.

Zu der Einsicht, dass ein Test in so einer Situation wenig bringt war man eigentlich auch schon vorher gekommen, zumindest beim RKI. Bremen verkündete einen Tag nach dem Test ebenfalls, dass man ab der nächsten Woche keine Kontaktpersonen ohne Symptome mehr testen werde. Warum man sich allerdings nicht mal so am Ende der Quarantäne "freitesten" kann, ist mir ein Rätsel.

Und nun?

Da die Wahrscheinlichkeit ja bekanntlich kein Gedächtnis hat, kann es nach der Wiederöffnung der KiTa jederzeit wieder zu einer Infektion kommen. Natürlich war uns das Risiko vorher auch bewusst, fühlt sich jetzt aber natürlich viel realer an.

Weil wir unserem Kind nicht den sozialen Kontakt zu den anderen Kindern verwehren wollen, werden wir es wieder hin bringen, aber ein wirksames Schutzkonzept in der KiTa wäre schon schöner – Geschwisterkinder hin oder her. Falls sich BetreuerInnen infiziert hatten könnte es aber zu Personalengpässen kommen.

Und irgendwie erwarte ich eine Überarbeitung des Schutzkonzepts. Das einzige aus meiner Sicht noch valide Argument sind Geschwister. Ich bin kein Pädagoge, deswegen kann ich nicht beurteilen, wie drastisch eine Änderung der Gruppen wäre. Ich weiß aber, dass die Gruppen in der alten KiTa pandemiebedingt nach der Schließung verändert wurden. Und wenn man dieses Mittel zulässt, wäre eine echte Teilung der KiTa in zwei gleich große Kohorten sinnvoll möglich.

Dass sich zumindest irgendetwas ändert ist klar, weil der Frühdienst am Mittwoch ausfällt, damit die Mitarbeiter noch irgendetwas umräumen können. Man darf gespannt sein.

Zusammenfassung (tl;dr)